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Eigentlich wollte ich ja dieses Jahr mit dem Fahrrad nach Venedig fahren. Aber da das mit dem Urlaub dieses Jahr nicht gepasst hat, habe ich mich für eine etwas kürzere Tour nach Prag entschieden. Das war insofern interessant, da es meine er-ste Fahrradtour in ein nicht deutsch-sprachiges Land war. Bekanntermassen sind Fremdsprachen ja nicht so meine Sache, aber in der Tschechischen Republik konnte ich mich auch mit meinen geringen Englischkenntnissen durchboxen.

Die Route verlief von Bremen über Hannover, Bad Harzburg, Eisleben, Gera, Aue (Erzgebirge), Karlsbad (Tschechische Republik), Louny nach Prag. Zu den einzelnen Etappen berichte ich später noch etwas ausführlicher. Eins vorweg: Es war die schwierigste Fahrradtour, die ich bislang gemacht habe. Nicht das kühle Wetter war schuld, oder die Berge - nein, es waren die teilweise nicht vorhandenen Fahrradwege. Ein Hammer, es war teilweise der reinste Krampf.

Etappe 1: Bremen - Havelse (Hannover) = 110 km

Bei Nieselregen und 12 Grad, bin ich am Pfingsmontag gestartet. Gut, dass ich mir vorher noch Thermosachen geholt habe. Die waren echt Gold wert!Die erste Etap-pe ist ja meistens immer etwas langweilig, so auch diese. Nach ca. 30 km, hörte wenigstens der Nieselregen auf. Berge gab es auf der ersten Etappe noch nicht, es war eine reine Flachetappe. So kam ich dann auch recht entspannt gegen 17:00 Uhr in Havelse an.

Etappe 2: Havelse - Bad Harzburg = 109 km

Heute ging es erstmal durch die Innen-stadt von Hannover zum Maschsee. Das Wetter war okay, aber relativ kühl. Als ich am Maschsee vorbei war, kam der erste Schotterweg. Natürlich habe ich bei der Auswahl meiner Tour darauf geachtet, nicht soviel Hauptstrassen zu fahren. Ich fahre ja auch gerne mal Wald und Wie-senwege. Aber was ich hasse, sind diese groben Schotterwege mit den doch recht großen Steinen dazwischen. Da muss man schon mal um sein Fahrrad bangen und vorsichtig fahren. Warum kann man diese Wege nicht mit feinem Splitt anle-gen? Naja, ich dachte, für eine kurze Strecke kann man das ja mal mitmachen. Dummerweise blieb der Weg bis Hildes-heim so. Man wurde auch nicht durch die schöne Hildesheimer Altstadt gelotst, sondern schön weiträumig dran vorbei. Was sich die Planer dabei gedacht ha-ben, kann ich nicht nachvollziehen. Kurz nach Hildesheim bin ich völlig entnervt auf die Bundesstrasse ausgewichen. Bis Salzgitter-Ringelheim war dann auch alles gut, bis der erste Berg anklopfte. Wieder nur dicker Schotter. Die Laune sinkt und mir stinkts!


Aber auch dieses Stück lasse ich hinter mir. Bis nach Bad Harzburg war es dann okay. 3 km vor dem Ziel fängt es an zu Regnen. Aber ich zieh mich nicht mehr um, das war mir echt zu dumm. Das Hotel war schön und abends habe ich mir eine Pizza reingeschoben. Zwischendurch habe ich noch mal das Fahrrad geputzt, der Schotter hatte Spuren hinterlassen. Eins vorweg, danach habe ich mein Fahrrad nicht mehr geputzt, es wäre sinnlos gewesen. Die Wege wurden nicht besser …

Etappe 3: Bad Harzburg - Eisleben = 106 km

So, die Horroretappe Nr.1 steht an! Der Tag startet mit Regen, ich schmeisse mich also in die Regenklamotten. Heute wollte ich eigentlich 70 km auf den Harz-radweg fahren! Wollte, denn das war die reinste Zumutung für eine Etappe von 100 km. Es ging über Stock und Stein, Schieben war Pflicht, denn ich wollte ich meinem normalen Trecking-Rad doch nicht zumuten. Ausserdem wäre ich bei einem durchschnittlichen Tempo von 5-6 kmh, um 22:00 Uhr noch nicht am Ziel gewesen. Bis Wernigerode habe ich es durchgehalten, dann habe ich improvi-siert und bin auf die geteerte Straße ge-gangen. Das ging auch erst mal gut, aber dann war ich so irre, und wollte wieder über einen Feldweg abkürzen. Der Weg war auch in meiner Karte eingezeichnet und das Navi hat ihn auch gefunden. Was folgte, war wieder der letzte Schei…


Also dieser angebliche Fahrradweg war gut zugewachsen und ich musste ca. 2 km schieben. Dann bin ich zum Glück wieder auf eine feste Strasse gekommen! Feste Strasse? Diese Strasse entpuppte sich als Schlaglochpiste, wo ich selbst als Fahrradfahrer Schlangenlinie fahren musste. Keine Ahnung wo der Soli gelan-det ist, hier auf jeden Fall nicht. Das war auch nichts für mich. Also bin ich wieder auf die ursprüngliche Route gegangen, und konnte meinen Zielort Eisleben noch gegen 18:00 Uhr erreichen. Leider hat mich diese sinnlose Herumkreuzerei, etwas an Kraft gekostet.


Mir ging es diesen Abend nicht besonders gut, ich wollte zuerst nicht mal was Essen. Mindestens eine Stunde ha-be ich mir ernsthaft Gedanken gemacht, ob diese Fahrradtour bei diesen schlech-ten Fahrradwegen noch Sinn macht. Ich habe echt ans Aufgeben gedacht. Dann ging es mir aber wieder etwas besser und ich bin doch noch zum Abendessen ge-gangen. Ich habe die Tour am nächsten Tag fortgesetzt!!! Ach so, ich bin abends noch kurz in die Innenstadt von Eisleben gegangen, aber die Stadt hat mir nicht gefallen. Da hatte ich etwas mehr von versprochen!

Etappe 4: Eisleben - Gera = 106 km

Horroretappe Nr.2! Diese Etappe sollte die gestrige noch steigern! Gleich am Start ging erst einmal stark bergauf. Zum Glück war es eine gut ausgebaute Stras-se (oh Wunder), was aber nicht von lan-ger Dauer sein sollte. Nach 10 km wurde es richtig abgefahren. Was am Anfang mit Kopfsteinpflaster noch so gerade befahrbar war, endete mehr oder weniger in einer Wiese. Um es besser verdeut-lichen zu können, zeige ich hier mal die Bilder der Wege:

Beim letzen Bild kann man schön sehen, dass da nicht mehr viel Weg ist. Viel-leicht vor zwanzig Jahren mal? Mittler-weile war der Weg komplett zugewach-sen. Ich habe mir echt überlegt, was ich machen sollte. Leider konnte ich nicht auf eine feste Strasse ausweichen, weil es da nur eine Bundesstrasse gab, die für Fahrradfahrer gesperrt war. Also Augen zu und durchgeschoben. Lt. GPS Gerät, waren es zum Glück auch nur 900 Meter bis zur nächsten Ortschaft. Nachdem ich mein Fahrrad von etlichem Grünzeug befreit hatte, ging es relativ human weiter. Zur Abwechlsung gab es ja auch mal was nettes zu sehen!

 

Naumburg an der Saale, war mit Sicherheit der schönste Ort, wo ich auf meiner Tour durchgefahren bin. Zumin-dest auf deutscher Seite. Hier habe ich auch Mittag gemacht und mir einen Hamburger reingezogen.

Nach kurzer Pause bin ich dann weiter gefahren in Richtung Bad Köstritz, wo auch das bekannte Schwarzbier her-kommt. Von hier aus fuhr ich immer an dem Fluss „Elster“ entlang, bis zum Stadtrand von Gera.


Blöderweise habe ich 5 km vor dem Ziel, eine Abbiegung verpasst und habe mich dann völlig ver-fahren, weil ich nicht wieder zurück zum Abbiegepunkt fahren wollte. Schön doof, hat mich ca. 45 Minuten gekostet. Und als dann wieder auf meiner Route war, ging es die letzen 300 Meter noch einen Berg hinauf. Da habe ich dann nur noch geflucht.


So, jetzt schnell eingechecked, geduscht und dann ab in die City von Gera. Auch Gera ist nicht wirklich schön, aber immerhin konnte ich mir hier neue Unterwäsche kaufen, da ich ja traditionell aus Gewichtsgründen nur wenig Wäsche mitnehme, grins.

5. Etappe: Gera - Beierfeld (Erzgebirge) = 79 km

Die heutige Etappe war von den Fahrrad-wegen in Ordnung. Aber schwierig war es trotzdem, da es immer rauf und runter ging. Das Etappenprofil war sehr wellig, wie immer eigentlich.


In der Ferne konnte man schon das Erz-gebirge sehen, was mir natürlich weiteren Auftrieb gegeben hat. Bis Aue /Erzgebir-ge war alles in Ordnung. Dann waren lei-der meine Getränke alle. Da ich unter-wegs keine Gelegenheit hatte, mir irgend-wo etwas zu kaufen, musste ich in Aue anhalten, um aufzutanken.


Im Prinzip hätte ich es 5 km vor Etappen-ziel auch ohne Getränke geschafft, aber dummerweise musste ich auf diesen 5 km nur die Kleinigkeit von 300 Höhenme-tern bewältigen. Da wollte ich nicht ohne Treibstoff fahren. Und dieser Anstieg hat-te es noch mal ganz schön in sich. Viel befahrene Strasse und kein Fahrradweg. Es war schlimm. Andauernd musste ich anhalten, um die blöden LKW´s vorbei-zulassen. Junge, war ich froh, als ich von der Hauptstrasse abgebogen bin.


Gegen 16:00 Uhr bin ich dann im Hotel in Beierfeld angekommen. Übrigens 560 Meter hoch! Abends dann der nächste Schock. Der einzige Supermarkt in dem Nest, war geschlossen. Und Restaurants gab es auch nicht. Zum Glück konnte ich bei einem Pizza-Lieferservice etwas es-sen. Dort konnte ich mir dann auch gleich Getränke kaufen. Das war der absolute Flop-Zielort meiner Fahrradtour. Dafür war das Hotel schön, mit toller Aussicht auf das Erzgebirge.

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